Arm oder Reich? Ein Café am Wittenberger Weg

Die Albert Sevinc Stiftung unterstützt das Projekt „Arm oder Reich? Ein Café am Wittenberger Weg“ der Düsseldorfer Künstlerin Ute Reeh. Sie hat eine Herausforderung angenommen, die in den vergangenen 50 Jahren weder durch Sozialarbeit noch durch kommunale Investitionen gelöst werden konnte.

Das 2013 von Ute Reeh initiierte Projekt beginnt mit dem Gespräch und mit Veränderungsprozessen und durch die Sichtweise zeitgenössischer Kunst schaffen Kinder und Jugendliche der Alfred-Herrhausen-Schule in Düsseldorf-Garath neue Perspektiven für sich und für die Menschen in einem städtebaulich völlig isolierten Brennpunkt. Im Zentrum steht die Idee der Kinder und Jugendlichen, in dem vor Jahrzehnten für obdachlose Familien konzipierten Viertel ein Café zu planen, zu bauen und zu betreiben.
Nach dem ermutigenden, mit dem Schulbaupreis NRW 2013 ausgezeichneten Bauprojekt „Terrasse an der Alfred-Herrhausen-Schule“ sehen die Kinder ihr Viertel mit anderen Augen. Im Dreieck zwischen Schnellstraße, Bahnlinie, Autobahn und Gewerbe fehlt ein offener, kommunikativer Ort, an dem man essen kann, sich selbst sogar einen Praktikumsplatz schaffen kann und die Menschen und ihre Geschichten sichtbar werden lässt..

Ute Reeh ermutigte die Kinder und Jugendlichen, eigenen Beobachtungen und Impulsen zu vertrauen und diese zu zeichnen und zu modellieren. Gut vorbereitet gingen sie in den Austausch mit ArchitektInnen und PlanerInnen, PolitikerInnen und Verwaltung, sowie mit GastronomInnen. Zusammen integrierte die Künstlerin die Vorschläge zu einer Vision, in der alle Ideen Raum finden.

Unter sozialer Perspektive betrachtet geschieht Ungewöhnliches. Da alle Seiten gewinnen, Ideen und Qualitäten entstehen, die weder Fachleute noch Kinder allein gefunden hätten, kommt es zum Austausch auf Augenhöhe. Die beteiligten Profis begegnen Kindern und Jugendlichen mit gegenseitiger Wertschätzung und die Kinder werden sich ihrer Fähigkeiten bewusst und entwickeln sie weiter. In der Zusammenarbeit und Umsetzung entsteht eine überwältigende Schönheit in Bezug auf Material- und Farbwahl, sowie auf die Formensprache des Raums. Das liegt an der, mit jedem Realisierungsschritt wachsenden Dichte und Komplexität.

Besonderer Wert kommt der Realisierung konkreter, für alle sicht- und greifbarer Schritte zu, u.a. der Umsetzung eines 1:1 Café aus Latten und Folie, die Präzisierung des Grundrisses und der Raumaufteilung, Lehmbankbau als Materialtest und erster Schritt der Umsetzung, Herstellen und Farbgestaltung der Fliesen, sowie das Erfinden und der Bau von Möbeln.

Die Albert Sevinc Stiftung unterstützt die Realisierung der für 2017 geplanten Bodenplatte aus Sichtbeton als bespielbare Kommunikationsplattform finanziell und technisch und ermöglicht den AnwohnerInnen und dem Projekt nach außen und innen wirksame Aktivitäten. Auf dieser Bodenplatte ist 2018/19 ein Café in Lehmbau, in einer zeitgenössisch abgewandelten Wellerbautechnik, geplant.

Die beschriebenen Prozesse führen dazu, dass Menschen neue, komplexe Beziehungen und Formen des Miteinanders über die üblichen Grenzen hinweg eingehen, z.B. die Vernetzung in der Stadt und über Stadt- und Landesgrenzen hinaus. Es wird möglich, länderübergreifend zusammen zu arbeiten und 2018/19 eine internationale Sommerakademie zu planen. Zusammen mit AnwohnerInnen, Kindern und Jugendlichen, Spezialisten für Wellerbau, Fachleuten für Lehmbau der Hochschule Düsseldorf, sowie interessierten Studierenden und Lehrenden der Hochschulen Münster, der TU Berlin und der TU Wien sollen wesentliche Teile des Bauwerks selbst gebaut werden.

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