Deutschland und die Albert Sevinc Stiftung

Nachdem der Stifter Albert Sevinc 1978 aus der Türkei nach Deutschland kam, lernte er ein Land und eine Gesellschaft kennen, dass völlig anders war als das, was er bis dahin kennengelernt hatte. Der junge Architekturstudent aramäisch-armenischer Herkunft setzt sich nicht nur mit der Geschichte und Gegenwart Deutschlands, der Deutschen, Europas auseinander. Ihm beschäftigte auch die Frage seiner eigenen Identität, der Geschichte und Gegenwart der Aramäer und Armenier und die Verhältnisse in seinem Herkunftsland. Die Erfahrungen in Deutschland haben seitdem sein Leben, seine Weltsicht und vieles andere mehr entscheidend geprägt.

Wer in ein für ihn fremdes Land kommt, macht sich sicherlich Gedanken über sein neues Umfeld und vergleicht diese mit denen in seinem Herkunftsland. Die umfassende soziale und medizinische Versorgung oder das Schul- und Bildungssystem in Deutschland sind Dinge, die in vielen anderen Teilen der Welt nicht selbstverständlich sind. Auch die Vorzüge eines demokratischen Rechtsstaates, einer liberalen, offenen und toleranten Gesellschaft dürfen nicht vergessen werden. In Deutschland genießen alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft oder ihres Glaubens vielfältige Freiheiten und Rechte, die vom Grundgesetz garantiert werden.

Die Gründe, warum man in Deutschland leben möchte, sind sicherlich sehr vielfältig, aber letztendlich ist entscheidend, dass man hier leben möchte. Deutschland hat viele Vorzüge und bietet viele Möglichkeiten, die es in den meisten Länder der Welt entweder gar nicht oder nur eingeschränkt gibt. Als Angehöriger einer diskriminierten ethnisch-religiösen Gemeinschaft hat der Stifter erst in Deutschland Rechte und Möglichkeiten erhalten, die er in seinem Herkunftsland niemals gehabt hätte. Er nutzte die sich ihm bietende Chance in Deutschland, um nach dem Studium eine berufliche Karriere zu machen. Auch viele andere Migranten haben so wie er in Deutschland ein neues Leben aufgebaut.

Die Aramäer und Armenier sind zwei alte Völker deren Heimat in Mesopotamien, Kleinasien und dem Südkaukasus liegt. Es sind zwei Völker mit einem reichen kulturellen Erbe. Die Armenier konnten sich in einem kleinen Teil ihrer historischen Heimat einen Nationalstaat gründen; die Aramäer sind ein Volk ohne Staat, deren Überleben im Nahen Osten bedroht ist. Wie kam es aber dazu, dass so viele Angehörige dieser zwei Völker ihre Heimat verließen und heute überall auf der Welt zerstreut leben? Warum vollzog sich parallel zum Niedergang der Aramäer und Armenier der Aufstieg der mittel- und westeuropäischen Völker? Und schließlich die Frage, wie Deutschland es geschafft hat, zu einem so bedeutendem europäischen Land zu werden.

Dies sind Fragen, die sicherlich nur im Zusammenhang mit den konkreten historischen Prozessen zu verstehen, die in Europa und Deutschland zur Entstehung der bestehenden sozialen, wirtschaftlichen und politischen geführt hat. Die Reformation und die Errungenschaften der Aufklärung haben einen großen Anteil an dieser Entwicklung. Sie haben den Weg für die rasante wirtschaftliche Entwicklung in Europa geebnet. Viele verschiedene Faktoren zusammen haben trotz mancher Rückschläge am Ende zu einem Europa geführt, wo Menschen aus allen Teilen der Welt ein gesichertes Leben in Frieden führen können.

Obwohl Deutschland ein wohlhabendes Land ist, dessen Bürger eine umfassende soziale und medizinische Versorgung genießen, gibt es auch hier Probleme, die nur durch gemeinsame Anstrengungen und der Beteiligung engagierter Bürger bewältigt werden können. Dafür braucht es nicht nur Verantwortungsbewusstsein, sondern auch konkreten freiwilligen Einsatz. Beides ist in Deutschland vorhanden. Die durch das Engagement von Bürgern geschaffenen sozialen und karitativen Einrichtungen spielen bei der Lösung von Problemen eine wichtige Rolle.

Der Stifter ist glücklich darüber, dass er ein Teil dieser Gesellschaft ist. Zugleich ist ihm bewusst, dass auch er Verantwortung trägt dafür, dass das durch große Anstrengungen aufgebaute auch in Zukunft erhalten bleibt und sich weiter entwickelt. Er möchte seine Dankbarkeit für das, was er in Deutschland erfahren und erreicht hat, dadurch zum Ausdruck bringen, indem er mit seiner Stiftung verschiedene Formen sozialen Engagements unterstützt. Dies ist zugleich ein Zeichen für alle Migranten in Deutschland, die dank der Chancen, die sie hier erhalten haben, etwas erreichen konnten. Denn auch sie können und sollten sich an der sozialen Entwicklung dieses Landes beteiligen und dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie ein Teil dieser Gesellschaft sind.

Nach oben scrollen Menü